Ein Rückblick:
Die Geschichte der Biosphäre Entlebuch beginnt 1987 mit der Annahme der so genannten Rothenturminitiative. Damals beschliesst das Schweizer Stimmvolk, Moorlandschaften zu schützen. Dieser Entscheid ist ein Schock. Die grossen Moorflächen, welche die Region durchziehen, werden für immer brach liegen. Innovative Köpfe sehen diesen politischen Einschnitt jedoch als Chance und beginnen Strategien zu entwickeln, jene Gebiete in den Lebensalltag der Menschen zu integrieren. Rückenwind erhalten sie von der UNESCO, welche seit 1970 Modellregionen initiiert, wo die Entwicklung zwischen Mensch und Naturschutzzone untersucht und gefördert wird. Seit 2001 setzt das Entlebuch nun hoch offiziell auf die nachhaltige Regionalentwicklung, welche die UNESCO mit dem Gütesiegel «Biosphärenreservat» würdigt. Was heisst das nun?


Vom Öl zu den Holzschnitzeln
Franz Renggli wartet bereits, als ich auf der Anhöhe, welche das Tal überblickt, ankomme. Es ist halb zehn Uhr morgens und der Käser spritzt mit einem Schlauch seine Stiefel sauber: für heute ist die Produktion geschafft. Im Entlebuch aufgewachsen, übernahm Renggli den bereits bestehenden Betrieb im zarten Alter von 24 Jahren. Mit Mut, Tatendrang und neuen Ideen führte er die Käserei in die Zukunft und etablierte sich als verlässlicher und innovativer Partner. So musste die alte Ölheizung vor drei Jahren Entlebucher Holzschnitzeln und Wasser weichen. Das saubere Gemisch produziert viel Energie auf kleinstem Raum. Der ehemalige Heizkeller des Betriebes wurde kurzerhand zu einer weiteren Produktionsstädte umfunktioniert. Denn das Unternehmen läuft ausgezeichnet. Heute genüge es nicht mehr einfach zu käsen, erklärt Renggli. Der Markt verlange unverwechselbare Produkte mit einer eigenen Geschichte. Davon gibt es im Oberberg viele: Einheimisch produzierte Energie stellt mit Bergmilch aus den umliegenden Bauernhöfen einzigartigen Käse her. Das ist nachhaltige Regionalentwicklung. Renggli ist ausserdem Partner der Biosphäre Markt AG. Jene vereint Produzenten aus der Region unter einem Dach, steht für Qualität ein und stellt kundenbezogene Sortimente zusammen. Für die Tavolago gibt es das Entlebucher Fondue.



Reifezeit
Ich sitze dem Käser in der geräumigen Küche des Wohnhauses gegenüber. Ich frage ihn, wo denn das Geheimnis eines echten Entlebucher Fondues liege. Renggli lacht: «Auf die Mischung kommt es an. Und darauf, dass die Reifezeit stimmt.» Da sowohl auf den Fondueschiffen des Vierwaldstättersees als auch zu Land so manches Caquelon mit Käse gefüllt werden will, liefern gleich zwei Betriebe aus der Biosphäre ihre Produkte. Anschliessend werden die beiden Käsesorten zu einer stimmigen Mischung für die Tavolago verarbeitet: «Früher wäre eine solche Kooperation eher schwierig gewesen. Heute wissen wir, dass wir gemeinsam weiter kommen.» So teilen sich gleich drei Betriebe den einen grossen Keller im Dorf, wo die verschiedenen Käsesorten reifen. Renggli hofft, dass ein feines Fondue mit Freunden oder der Familie, Lust auf das gesamte Entlebuch mit seiner spannenden Geschichte macht: «Wenn wir Nahrungsmittel aus lokalen Ressourcen herstellen, diese verkaufen und so Arbeitsplätze schaffen, haben wir als Randregion eine echte Chance uns zu behaupten.» Zum Schluss dreht Renggli den Spiess um und fragt mich nach meinem Geschmack. Mir bleibt nichts anderes übrig, als die Katze aus dem Sack zu lassen. Ich bin eine eindimensionale Banausin wenn es um Käse geht: «Wir Nidwaldner mögen unseren Sbrinz. Und Parmesan.» Er schaut mich entsetzt an und schmunzelt: «Parmesan aus Italien!». Auf dem Heimweg nehme ich mir vor, experimentierfreudiger zu werden. Denn der Besuch im Entlebuch hat grosse Lust auf Käse gemacht. Und den Parmesan, ja den Parmesan werde ich wohl ganz aus meinem Speiseplan streichen.