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Sandro Insogna - Chef de Service, Gastronomie Vierwaldstättersee

An einem frühen Montagabend im Herbst treffe ich Sandro Insogna zum Feierabendbier auf dem MS Diamant. Das moderne Schiff ist eben von seiner Kursfahrt auf dem Vierwaldstättersee zurückgekehrt.
Sandro Insogna - Chef der Service Gastronomie Vierwaldstättersee

Wie war dein Tag, Sandro?
Es war ein eher ruhigerer Tag, da wir nicht ganz so viele Gäste hatten wie beispielsweise gestern. An solch eher verhaltenen Tagen bleibt neben unserer eigentlichen Aufgabe, dem bewirten unserer Gäste, auch Zeit für Vorbereitungsarbeiten. Eben habe ich noch die Tischeinteilung für die Spezialfahrt zum «Klausjagen» nach Küssnacht erledigt.

Ruhig? Ihr seid vor ein paar Minuten von Flüelen nach Luzern zurückgekehrt. Ich musste sicherlich 5 Minuten warten, bis ich zusteigen konnte, da hunderte von Gästen das Schiff verlassen hatten…
… ja das waren ca. 550 Gäste. Das tönt jetzt vielleicht nach viel, ist für uns aber nichts Aussergewöhnliches. Es war wirklich ein ruhiger, aber guter Tag mit vielen zufriedenen Gästen.

Deine heutigen High- und Lowlights?
Es lief heute von A bis Z einfach alles Gut. Es war eine schöne Fahrt bei prächtigem Herbstwetter, der Service lief sehr gut, es gab keine Reklamationen, die Mitarbeitenden kamen auch mal dazu ihre verdiente Pause einzulegen und nun sind alle zufrieden zurück in Luzern. Negatives weiss ich beim besten Willen nicht zu berichten.

Als Chef de Service auf dem MS Diamant sind deine Aufgaben gewiss sehr vielfältig. Magst du uns etwas darüber erzählen?
Natürlich. Die Arbeit fängt jeweils schon weit vor Abfahrt an. Ich prüfe, ob alles benötigte, sprich Getränke und Essen, angeliefert wurden, teile die Reservationen den Tischen zu und plane entsprechend die Servicemitarbeitenden ein. Sobald die ersten Gäste an Board kommen, schlüpfe ich in die Rolle des Gastgebers. Ich beschränke mich aber nicht nur auf die Begrüssung aller Mitfahrenden, sondern arbeite auch aktiv im Service mit. Als Chef de Service bin ich ausserdem verantwortlich, dass ich und meine Mitarbeitenden die Standards und eigenen Qualitätsansprüche erfüllen.  Dabei hilft mir, dass ich immer ein offenes Ohr für die Gäste und ihre Wünsche, aber auch für die Anliegen und Bedürfnisse meiner Mitarbeitenden habe.

Welche Fahrt muss ein Gast unbedingt mal mit der Gastronomie Vierwaldstättersee erlebt haben?
Also mein persönlicher Favorit ist das Grill & Chill Schiff, welches während den Sommermonaten fährt. Man muss sich also noch bis nächsten Sommer gedulden, wenn man mal dabei sein will. Aber es lohnt sich! Ausserdem kann ich auch alle anderen kulinarischen Themenfahrten nur wärmstens empfehlen. Das Angebot ist sehr vielseitig und es hat, so glaube ich, für jeden Geschmack etwas dabei.

An deinem charmanten Akzent merkt man, dass du kein Ur-Lozärner bist. Wo kommst du ursprünglich her?
Geboren und aufgewachsen bin ich in Moutier im Berner Jura Gebiet. Meine Mutter ist Schweizerin und mein Vater stammt aus Molise, einer kleinen Region zwischen den Abruzzen und Apulien in Italien. Und obwohl ich mittlerweile seit 14 Jahren in der deutschsprachigen Schweiz lebe und arbeite, wird dieser Akzent wohl für immer bleiben. 

Was ja auch sehr sympathisch klingt. Du hast mir im Vorgespräch erzählt, dass ihr in Molise, wo dein Vater herkommt, eigene Olivenbäume habt.
Ja genau. Aktuell haben wir ca. 300 Bäume und es werden jährlich mehr. Da die Ernte noch überschaubar ist, lohnt es sich nicht, die Oliven zu verkaufen. Es ist momentan mehr ein Hobby von uns und wir verschenke die Oliven respektive das Öl unseren Verwandten und Bekannten. Aber ich habe eine Vision, dass wir irgendwann eine stattliche & rentable Olivenbaumplantage haben werden und dass Molise zu meinem Lebensmittelpunkt wird. Mich reizt der Gedanke, dort etwas naturbezogenes aufzubauen. Und anders als viele junge Italiener, welche Süditalien scharenweise auf der Suche nach Arbeit und anderen Perspektiven verlassen, glaube an die Region. 

Würdest du den Molise als deine Heimat bezeichnen oder ist es mehr ein Sehnsuchtsort, der Fernweh auslöst?
Weisst du, ich kann dir ehrlich gesagt nicht sagen, ob Heimat für mich Molise, mein Geburtsort Moutier oder doch eher mein aktueller Wohnort Luzern ist. Ich fühle mich einfach überall wohl. Aber ja, die Ortschaften, die in Molise an der adriatischen Küste liegen, lösen schon etwas in mir aus. Ich brauche den Horizont und mag das Meer.

Dann glüht dein Herz also weniger für die Alpen?
Ich war mal zwei Wintersaisons lang in Zermatt. Hab dort gearbeitet und gelebt und empfand die Berge und das Tal eher als einengend. Wenn ich mich also zwischen Meer und Bergen entscheiden müsste, dann würde ich wohl schon das Meer wählen, ja.

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