Können Sie sich vorstellen, um 5 Uhr morgens ihre Wohnstube zu dekorieren? Bernadette Heim kann das: «Die Krankheit einer Dekorateurin», erklärt sie mir lachend, als ich um 9 Uhr morgens in Eschenbach eintreffe: «Meine Umgebung muss ich stetig verändern, am Tag habe ich keine Zeit dafür.» Bereits jetzt herrscht reges Treiben: Gemeinsam mit Grafikerin Mirjam sucht sie das Layout für Karten und Tafeln im festlich dekorierten Showroom aus. Karin, eine von 5 Floristinnen, arrangiert für das Meeting mit einem Brautpaar am Nachmittag die letzten Blumen. Im Hof warten Kerzenständer darauf, geputzt zu werden. Ein grosser schwarzer Lastwagen fährt vor: Deko einladen für die Schifffahrtsgesellschaft.


Umgeben von vielseitigem Trubel und dem stetigen Klingeln ihres Mobiltelefons bleibt Bernadette jedoch die Ruhe selbst. Ihr Unternehmen «Energy of Events» gründete sie vor 15 Jahren: «Damals arbeitete ich als Eventmanagerin bei Roche und musste mir die Ausstattung stetig zusammen suchen. Zuerst machte ich mich mit umfassenden Event-Konzepten selbstständig, bis ich mich schliesslich auf die Dekoration spezialisierte.» Heute besteht ihr Team aus 13 Mitarbeitenden und einem grossen Fundus. In etwa 1000 Kisten haben Stoffe, Bänder und verschiedenste Accessoires Platz gefunden. Auf langen Regalen stapeln sich Teller, Flaschen und Töpfe, sortiert nach Themen und Farben. Ein Paradies für Dekoverliebte und die Basis für kreative nachhaltige Arbeit.


Feiertag
Bernadette weiss genau, was es für einen gelungenen Anlass braucht. In den letzten Jahren habe sich das Bewusstsein der Firmen gewandelt, darüber sei sie froh: «Mittlerweile verstehen viele, dass Stehtische mit weissen Tischtüchern und einem Glas Prosecco nicht mehr ausreichen, um die Menschen zu begeistern. Jene sind visuell verwöhnt und einiges gewohnt. Darum muss eine stimmige Geschichte auf allen Ebenen erzählt werden, basierend auf dem Konzept des jeweiligen Events.»
So holt sie den Gast bereits vor dem Betreten der Location visuell ab. Dann zieht sich das Thema der Dekoration durch die gesamte Feier. Dabei steht lediglich die Zeit im weg: «Die Aufträge kommen immer kurzfristiger», erklärt sie. «Da ich einen grossen Fundus habe, kann ich jene Tendenz abfedern. Für die Branche an und für sich ist diese Entwicklung aber nicht gut. Für junge neue Talente ohne grosses Lager ist das kaum zu schaffen.» Um in einer schnellen Welt ohne Zeit die eigenen Wurzeln nicht zu verlieren, kombiniert Heim, wann immer es geht, Vorhandenes mit Trend: «Ich integriere Altes in meine Arbeit. So malen wir Töpfe, Flaschen oder Teller um und schauen, was wir aus der jeweiligen Location an und für sich herausholen können. Erst dann produzieren wir Neues. So bin ich geerdet und die Arbeit ist nachhaltig.»

Pier 3
Eine solche Arbeit leisteten Bernadette und ihr Team im letzten April in der Messe Luzern. Seit Jahren spannt die Tavolago mit der bodenständigen Businessfrau zusammen, wenn es um grössere visuelle Konzepte geht. Während der Luga sollte dem alt eingesessenen Messerestaurant der Halle drei neues maritimes Flair eingehaucht werden: Mit Fisch & Chips oder frischen Salaten auf den Tellern umgeben von blau-weiss und allem, was das design-affine Geniesserherz höherschlagen lässt.


Die kreativen Köpfe von Energy of Events entledigten sich jedoch nicht kurzerhand dem Mobiliar. Sie malten die Bänke neu, verpassten den Stühlen mit einem lasierend weissen Pinselstrich den maritimen Look und bauten aus Euro Paletten eine grosszügige Outdoor-Lounge. Dabei ging es nicht um das Budget, es ging um mehr: «Bestehendem neues Leben einzuhauchen macht Spass und gibt Energie. Dieses Bewusstsein kommt nun langsam aber sicher in der Gesellschaft an. Für mich ist das nicht neu, ich habe schon immer so gearbeitet.» Auch den Gästen hat’s gefallen. Das Pier 3 war ein so grosser Erfolg, dass das Popup Design nun fix in der Messe wohnen bleibt: Schönes mit nachhaltigen Wurzeln in der schnellen Eventwelt dank Bernadette Heim und ihrem Team.